Sunbeam

Eckdaten

Maßstab: 6″ oder 1 : 2
Maschine: doppelt wirkende Zweizylinder-Verbund-Dampfmaschine, zwei Kurbelwellenlager, 90-Grad-Versatz der Hubzapfen
Leistung: 11 PS
Max. Geschwindigkeit: 18 km/h
Maße L (mit Kran) x B x H: 3100 (4500) x 1370 x 1830 mm
Gewicht: 2.490 kg
Kesselinhalt: 125 l
Betriebsdruck: 200 PSI ( 14 bar)
Baujahr: 2008 – 2012
Besitzer: Gotthard G. Sonneborn
Straßenzulassung: ja

Weitere Infos

Kran-Fahrer

Ein Oldtimer mit Baujahr 2012: Die dampfbetriebene
Straßenlokomotive mit Kran von Georg Sonneborn

Um die Begeisterung einer beliebig großen Anzahl Männer zu entfachen, braucht Georg Sonneborn nur ein wenig Wasser, Holz, Kohle – und Zeit.

Zunächst ein Blick in den Kessel: Ist genug Wasser vorhanden? “Wasser ist lebenswichtig für eine Dampfmaschine”, erklärt Sonneborn. “Würde einfach nur ein Feuer im Kessel brennen, dann würden die Stahlwände schnell zu heiß und weich werden. Die Maschine würde sich selbst zerstören.” Anschließend erzeugt er mit Hilfe von Petroleum und Anmachholz ein Holzfeuerchen. Nach einiger Zeit legt er Steinkohle nach – Ibbenbürener Anthrazit. Eine Stunde braucht nun die Dampfmaschine, um ihren max. Betriebsdruck zu erreichen: 200 psi (pounds per square inch), etwa 14 bar.

Während sich der Kesseldruck aufbaut, kommt das zweiwichtigste Betriebsmittel zum Einsatz: Heißdampf-Zylinderöl, Marke Morris. Es verträgt auch die hohen Temperaturen von über 200 Grad Celsius. Damit schmiert Sonneborn alle Lager ab. Seine Dampfmaschine besitzt keine Zentralschmierung, sondern eine Vielzahl von kleinen, separaten Ölern, die mehrmals am Tag nachgefüllt werden müssen. “Eine wichtige Aufgabe”, erklärt der 57-Jährige. “Man überprüft dabei nicht nur den Verschleiß, sondern beginnt auch, die Maschine zu begreifen.”

Das Feuer ist nun heiß genug und das Wasser verdampft, es entsteht ein “Polster von Dampfdruck”, wie der Experte sagt. Nun öffnet Sonneborn den Regulator und lässt bei geöffneten Entwässerungshähnen vorsichtig Dampf in den Zylinder – zunächst nur vorsichtig, um den Zylinder vorzuwärmen, damit der einströmende Dampf nicht sofort zu Wasser kondensiert. Sobald nicht mehr Wasser, sondern nur noch Dampf austritt, ist die Straßenlokomotive betriebsfähig. Georg Sonneborn kann ihr nun die Sporen geben. Bis zu 18 Stundenkilometer sind drin, weshalb sie in ihrem Heimatland England auch offiziell zugelassen ist. Und jährlich zur Kesselprüfung beim TÜV muss die Maschine auch. 

FUNKTIONSWEISE DES DAMPFANTRIEBS 

Doch die Dampfmaschine kann noch mehr: Mit ihrem (abnehmbaren) Frontkran hebt sie bis zu 750 Kilogramm Last. Im Vergleich zu modernen Mobilkranen ist sie allerdings in ihrer Funktionalität stark eingeschränkt: Der Ausleger ist dreifach verstellbar, allerdings nicht unter Last – der Fahrer muss sich also vorher Gedanken über den Hubvorgang machen. Und er muss sich entscheiden: Entweder heben und senken – oder fahren; gleichzeitig ist es nicht möglich. Das hat technische Ursachen: Direkt auf der Kurbelwelle angeflanscht ist ein Kegelradgetriebe, welches eingerückt wird, wenn der Kran benötigt wird. Ein Schneckengetriebe wirkt auf die Kran-Kabeltrommel und fährt das Kranseil aus oder ein. Ein wichtiges Detail: Das Schneckengetriebe ist selbstsperrend, die Last bleibt also auf Höhe, sobald sie hochgezogen ist. Zum Herunterlassen muss wieder die Dampfmaschine aktiviert werden.

Sobald der Fahrantrieb benötigt wird, wird das Kegelradgetriebe wieder ausgerückt. Das Fahren ist auch mit Last am Kran möglich, allerdings ist dann erhöhte Vorsicht geboten: Die Maschine neigt zum Überkippen über die Vorderräder. Selbst wenn der Fahrer die Überlast erkennt, könnte es zu spät sein, da er den Kran während des Fahrbetriebes nicht herunterlassen kann.

HISTORISCHES VORBILD

Es ist das Jahr 1974, und Gotthard Georg Sonneborn, genannt Georg, ist auf Austausch in England. Mit seiner Gastfamilie besucht er den Lake District im Nordwesten, doch die Kletter- und Wandermöglichkeiten im Naturschutzgebiet interessieren den 17-jährigen Schüler nur mäßig. Auf der Reise nach North Yorkshire macht er jedoch eine Begegnung, die fortan sein (Hobby-)Leben bestimmen wird: Zum ersten Mal erblickt er eine dampfgetriebene Straßenlokomotive.

Georg Sonneborn, aufgewachsen in Wuppertal, fährt zwar täglich mit der Schwebebahn zur Schule, doch so etwas hat er noch nie gesehen. Er ist sofort Feuer und Flamme für das seltsame Gerät; schon wenige Wochen später tritt er erstmals einem englischen Dampf-Club bei, später werden noch viel mehr Vereine folgen.

Kontaktadresse:
Georg Sonneborn
Am Schiffgraben 12
28879 Grasberg
Tel.: 04208-919360
E-Mail: g.g.sonneborn@web.de

Technische Daten:
Straßenlokomotive mit Kran

Maßstab: 6”/1ft oder 1:2
Maschine: doppelt wirkende Zweizylinder-Verbund-Dampfmaschine, zwei Kurbelwellenlager, 90-Grad-Versatz der Hubzapfen
Kessel: liegend, 29 Heizrohre, 3 Anker, wasserberührte Heizfläche 2,61 qm, Rostfläche 0,14 qm
Betriebsdruck: 200 psi / 14 bar
Bohrung: Hochdruckzylinder 87 mm, Niederdruckzylinder 142 mm
Hub: 154 mm
Drehzahl: maximal 260 U/min
Leistung: 11 PS
Antrieb: Dreigang-Getriebe, über Zwischenwelle auf Hinterachse wirkend. Drehschemellenkung, über Kette angetrieben
Bremse: Feststellbremse auf Hinterräder wirkend
Kesselinhalt: 124,8 Liter
Wassertender: 167,5 Liter
Kohletender: 47,5 Liter
Kran-Bedienung: Antrieb über ein an der Kurbelwelle angeflanschtes Kegelradgetriebe. Aktivierung über Einrücken eines Kegelrads. Heben und Senken über selbstsperrendes Schneckengetriebe. Dreistufiger Kranausleger.
Traglast des Krans: 750 kg
L x B x H: 3100 (mit Kran: 4500) x 1370 x 1830 mm
Bereifung: Stahlräder mit Vollgummibereifung; vorne 670 x 90 mm, hinten 1050 x 270 mm
Leergewicht: 2490 kg
Höchstgeschwindigkeit: 18 km/h
Verbrauch pro Tag: 420 Liter Wasser und 60 kg Kohle
Bauzeit: 2008 bis 2012
Stückzahl: Unikat